Lernen durch Konflikte?
Fast täglich sind wir mit Situationen konfrontiert, die man als Konflikt bezeichnen kann. Ich mag das Wort Konflikt nicht so gern, da es in unseren Breiten leider eher negativ besetzt ist. Da wir bei jedem Konflikt etwas lernen können, verwende ich für solche Situationen lieber das Wort Lernaufgaben.
Der Anfang
Als alleinerziehende Mama stösst man immer wieder mal an seine Grenzen. Da kann es schon mal vorkommen, dass man überreagiert, wenn die pubertierende Tochter sich nicht so verhält wie man sich das vorstellt.
So kann es passieren, dass auf die Frage der Tochter: „ Mama, wann gehen wir endlich in den Urlaub?“ von der Mutterseite her Sätze fallen wie „Immer nur wollen, aber nichts dafür tun.“ Oder „Ich geh arbeiten und dann soll das Geld nach deinen Wünschen ausgegeben werden?“
Du fragst dich jetzt vielleicht: „Und was soll man daraus lernen?“
Die andere Seite
Versuche einmal das Ganze aus Sicht der Tochter zu sehen: Sie wünscht sich einen Urlaub, weil ihre Kollegen auch alle wegfahren, weil sie ihre Mama mal für sich haben will, weil sie auch etwas haben will, das sie den anderen erzählen kann.
Durch die recht harte Antwort ihrer Mama, fühlt sich die Tochter vermutlich nicht ernst genommen bzw. ungeliebt. Sie wird auch dementsprechend antworten: „Du weisst genau, ich darf noch nicht arbeiten. Und überhaupt habe ich gerade gestern unser Bad und das WC geputzt!“
Und schon bleibt das Gespräch an der Oberfläche bzw der Kern der Sache (Urlaub) wird umgangen.
Nachfragen
Hier liegt es an der Mama „die Kurve zu kriegen“. Sie kann sich für die unbedachte Antwort entschuldigen und dann hinterfragen, um was es bei dem gewünschten Urlaub geht. Hier kommen die verschiedenen Fragearten zur Anwendung.
„Warum ist es dir wichtig in den Urlaub zu fahren?“ Hier der Tochter genug Zeit lassen ihre Gründe zu finden. Vielleicht sogar die Antworten notieren und immer wieder Loopen.
Wiederholen
Loopen ist eine spezielle Kommunikationstechnik, bei der das Gesagt wiederholt wird. So merkt der Gegenüber was gesagt wurde und ob es richtig angekommen ist. Durch das Wiederholen fühlt sich der Erzählende auch ernst genommen, verstanden und angenommen. Der beginnende Konflikt kann so gut entschärft werden.
Geduldig sein
Zurück zu Mama und Tochter: Die Mama darf lernen (daher mein favorisiertes Wort: Lernaufgabe) nicht immer den ersten Gedanken laut auszusprechen und mehr auf die Tochter einzugehen in dem sie deren Aussagen hinterfragt. Sie darf lernen, Geduld zu haben, mit der Tochter und auch mit sich selbst. Und die Tochter? Die darf lernen, ihre Aussagen zu konkretisieren und die Antwort von der Mama nicht persönlich zu nehmen.
Emotionen hintenanstellen
In Konfliktsituationen ist es sehr wichtig, die Sache von den Gefühlen zu trennen. Genau hier liegt meist die Schwierigkeit. Oft fühlt man sich persönlich angegriffen und reagiert dann im ersten Moment emotional, das heisst man verhält sich unbewusst und irrational.
Hinterfragen
Damit dies nicht passiert, ist es eine Möglichkeit kurz innezuhalten, sich zu fragen „Um was geht es wirklich?“ und dann sachlich zu antworten. So hilfst du mit, mögliche Konflikte gar nicht entstehen zu lassen und deine Welt wird schöner und entspannter.
Liest sich leicht, doch in einer Konfliktsituation vergisst man oft darauf. Einfach immer wieder probieren. Noch ist kein Meister vom Himmel gefallen.